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Marxistischen Aktion Schweiz

Schweizer Sektion der Liga für die Fünfte Internationale

Die rassistische Polizei in Lausanne bekommt die Quittung


In der Nacht vom 24. auf den 25. August 2025 wurde der 17-jährige Marvin M. in Lausanne während einer Verfolgungsjagd durch die Polizei getötet. Den Medien zufolge handelt es sich um einen “Unfall auf einem gestohlenen Roller”. Doch wir nennen es, was es ist: ein weiterer, schändlicher und rassistischer Polizeimord. Das bürgerliche Narrativ und Gesetz nimmt die Polizei aus der Verantwortung und bürgt sie stattdessen, implizit oder explizit, dem Mordopfer auf.

In zehn Jahren hat die Waadtländer Polizei acht Menschen getötet, davon drei allein im Jahr 2025. Die Parallelen zwischen den Todesfällen von Mike Ben Peter und Michael Kenechukwu Ekemezie sowie Camila und Marvin sind aufschlussreich. Die ersten beiden wurden gewaltsam zu Boden gedrückt und starben dann an einem Schwächeanfall, die beiden folgenden bei einer Verfolgungsjagd.


Aber eines haben fast alle Opfer gemeinsam: Sieben von ihnen waren rassifiziert.


Und die bürgerlichen Medien versuchen, uns den gesunden Menschenverstand vergessen zu machen! Ihr Tod sei allein ihre Schuld! Die Unschuldsvermutung scheint in den Augen von Journalist:innen, Politiker:innen, Polizist:innen und perfiden Moralist:innen aller Art nicht zu gelten, wenn die Verdächtigen rassifiziert sind. Und schlimmer noch: Da sie Verdächtige sind, verdienen sie ihrer Meinung nach im Grunde genommen ihr Schicksal. Das läuft darauf hinaus, dass rassifizierte Menschen nicht das gleiche Recht auf Leben haben wie weiße Menschen.


Das wussten wir bereits, als wir auf den Nahen Osten blickten, wo die Granaten auf Krankenwagen keine der Parteien der Exekutive auch nur im Geringsten erschütterten. Wir wussten es, als der EGMR die Schweiz wegen rassistischer Profilerstellung verurteilte und die Reaktion unserer bürgerlichen Politiker:innen darin bestand, laut zu lachen!


Aber die Stimmung dieser guten Leute schlägt um, als die Öffentlichkeit erfährt, dass 10% der Polizeibeamt:innen von Lausanne einer WhatsApp-Gruppe mit schlichtweg nazistischem Humor angehören. Darunter auch zwei der mörderischen Polizisten (von Mike und Camila)! Da schreckt das gesamte politische Spektrum auf und hängt dem „die Polizei ist nicht rassistisch” kurzerhand ein “nicht systemisch” an. 


Aber die Betroffenen lassen sich nicht täuschen. Alle Umstände sind gegeben, um die Menschen an vergangene Kämpfe zu erinnern. Wie könnte man da nicht Parallelen zu den hasserfüllten Morden an George Floyd (2020 getötet von der US-Polizei) oder Nahel Merzouk (2023 getötet von der französischen Polizei) sehen?


Spontan demonstrierte die Jugend in der Nacht vom 23. auf den 24.8. im Stadtteil Prélaz. Es kam zu spektakulären Zusammenstößen mit der Polizei. 104 Polizisten und 54 Tränengasgranaten waren nötig, um die Wut der 150 bis 200 Demonstrant:innen, ihren Molotowcocktails und ihrem Feuerwerk einzudämmen. Es gab sieben Festnahmen, darunter die eines Journalisten eines unabhängigen Medienunternehmens, Ragekit. Ein reiner Akt der Einschüchterung! Laut Antifa Lausanne bereitete sich ein faschistisches Regiment aus der Deutschschweiz darauf vor, als Vergeltung für eine dritte Demonstrationsnacht einen Überfall zu verüben – der jedoch nicht stattfand.

Wir verurteilen diesen Aufstand nicht. Denn er ist die natürliche Antwort der machtlosen und rassifizierten Jugend. Ohne eine breite, antirassistische und sozialistische Massenbewegung jedoch, welche den bürgerlichen Staat und seine Institutionen zur Verantwortung ziehen - und eine wirkliche Alternative bieten - kann, bleibt den Unterdrückten und Ausgebeuteten keine Alternative. Schliesslich sind diese Jugendlichen keine wirkliche Bedrohung, vielmehr erkennen sie die reale Bedrohung, die die Polizei tagtäglich für ihr Leib und Leben darstellt.

Die Medien sprechen bereits von Ausschreitungen, wie bei den Demonstrationen zur Unterstützung von Nahel. Wer spricht von Ausschreitungen, wenn ein rassistischer Polizist tötet und andere tatenlos zusehen? Nur ein weiterer Beweis, dass rassistische Gewalt in Politik und Medien völlig normalisiert ist. Schlimmer noch, sie sprechen nun von „Erwachsenen, die nicht aus dem Viertel stammen und zu Ausschreitungen aufstacheln”, was bereits eine zutiefst rassistische und antisemitische Ausdrucksweise ist.


Wir sehen unsererseits spontane Demonstrationen wütender, verzweifelter junger Menschen, die aufgrund ihres Mutes unglaublich stark sind. Dieser Mut ist ein Symptom dafür, dass die “linken” Parteien und Gewerkschaften die antirassistische Sache aufgegeben haben. Denn dies wird niemals ein Kampf der Bourgeoisie sein. Als Beweis dafür dient der Mord an Siraj Mohammed durch den Besitzer des Cafés Le Vaudois am 20. August 2025.


Die Polizei tötet, unterdrückt und demütigt rassifizierte Arbeiter*innen und hindert sie daran, in die Schweiz einzureisen oder dort zu bleiben (wenn sie Einwander*innen sind), zum Profit der Arbeitgeber. Und das nur, um ihnen den sozialen Aufstieg zu verwehren, sie zu den härtesten  und unsichersten Arbeitern zu zwingen und ihre Arbeit zu geringeren Kosten auszubeuten. Nur um sie bei der erst besten Gelegenheit wieder fallen zu lassen, sie ohne Perspektive zu feuern oder ihnen durch eine Abschiebung ein Todesurteil zu verleihen.


Schande über die PdA, die mehr Polizeikräfte fordert und damit rassifizierte Menschen und ihre eigene kämpferische Jugend entfremdet! Schande über die SP und die Grünen, die erst jetzt aufwachen und völlig dumme Reformen in der Ausbildung der Polizist:innen vorschlagen! Eine eiternde Wunde kann man nicht verbinden! Schande über die Gewerkschaften, die kaum rassifizierte Delegierte haben!


Deshalb rufen wir Demonstrant:innen und Sympathisant:innen der antirassistischen Bewegung dazu auf, das Problem an der Wurzel zu packen, indem sie stattdessen die Arbeitswelt organisieren, mit  folgenden Forderungen:


- Schluss mit rassistischen Kontrollen und Einschüchterungen! Gegen alle Mittel der bürgerlichen Polizei und ihrer Armee! 


- Öffnung der Grenzen! Nieder mit Frontex! Vollständige Staatsbürgerschaft für alle, die hier leben und arbeiten!


- Für Presse- und Meinungsfreiheit! Schluss mit Einschüchterungen von Journalist:innen und Aktivist:innen durch die Polizei! Für Selbstverteidigungskomitees gegen Übergriffe in Wohnvierteln, an Arbeitsplätzen, in Bildungseinrichtungen und Ausbildungsstätten!


- Für eine kämpferische und demokratische Gewerkschaftskampagne unter rassifizierten Arbeiter*innen! Rassifizierte und prekäre Arbeiter:innen müssen Massenhaft durch die Gewerkschaften organisiert werden, um ein Kampfeinheit zu schaffen, welche ihre soziale Lage verbessern kann. Für selbstorganisierte Sensibilisierungskampagnen, um die weissen Arbeiter:innen aufzuklären und in den Kampf zu ziehen!


- Beenden wir die unfassbare Ausbeutung rassifizierter Arbeitnehmer*innen: für einen nationalen Mindestlohn von 4.000 CHF pro Monat! Für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz! Gegen j


- Gegen den schweizer Imperialismus! Enteignung der Grosskonzerne wie Nestle, Monsanto und co., die den globalen Süden ausbeuten! Für die Anerkennung des palästinensischen Staates und des Widerstandsrecht der Palästinenser:innen und aller unterdrückter Völker! Für ein Ende aller Repression der antirassistischen und pro-palästinensischen Bewegungen!


Um die Kämpfe in diesen vielfältigen Bereichen zu koordinieren, halten wir es für notwendig, eine revolutionäre Partei anzustreben, die alle Menschen in die Befreiung jedes Einzelnen mit einbezieht: gegen den Kapitalismus und alle Formen der rassistischen, sexistischen, queerfeindlichen, ableistischen Unterdrückung usw. Bei der MAS arbeiten wir unermüdlich auf ihre Gründung hin. Aber wir behaupten nicht, dass wir diese Aufgabe alleine bewältigen können: Wir versuchen, die nötige Kampfeinheit über Bündnisse und Einheitsfronten aufzubauen und diskutieren mit allen Aktivist:innen, denen diese Vision zusagt.

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